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Häufig gestellte Fragen an uns
Wer ist kunsthilftheilen?
kunsthilftheilen wurde von uns – Nici Schulcz Pereira und Nelson Ramos Pereira– 2021 gegründet. Als Kernteam kümmern wir uns um organisatorische, finanzielle und praktische Dinge. Die Initiative kunsthilftheilen ist eine Plattform für den Malort von Nici und die kunsttherapeutische Praxis von Nelson. Fast alle Kliniken bieten Betroffenen neben einer Behandlung mit Medikamenten, Psychotherapien und künstlerische Therapien an. Wir möchten hier das Feld der ambulanten künstlerischen Therapien und künstlerischen Begleitung in Kooperation mit den Zuweisern und Kostenträgern ganz neu denken und aufbauen. Nici ist die Ansprechpartnerin für Kunst, schmuckhaftes Gestalten und den Malort und Nelson ist Ansprechpartner für ambulante Kunsttherapie, Lehrtherapie und Mentorat. Der Stützpunkt von kunsthilftheilen befindet sich im Badhüsli der alten Spinnerei (Kunzareal) in Windisch im Unterdorf. Dort ist das Atelier im Badhaus.
Was sind künstlerische Therapien?
Künstlerischen Therapien sind Therapieformen, die mit unterschiedlichen künstlerischen Medien arbeiten. Zu den Künstlerische Therapien werden Kunsttherapie, Musiktherapie, Tanztherapie, Theatertherapie und Sprachtherapie u.a. gezählt. Künstlerische Therapien werden in Kliniken, privaten Praxen und Ateliers oder auch in Schulen angewandt. Sie können bei verschiedenen Menschen mit ganz unterschiedlichen Themen und Problemstellungen sinnvoll sein. Im Vergleich zu Gesprächstherapien arbeiten sie neben Sprache auch mit künstlerischen Mitteln. Es geht darum, Gedanken, Gefühle und Erfahrungen spielerisch auszudrücken – durch malen, zeichnen, plastizieren, fotografieren, singen, musizieren oder tanzen. So kann ich einen neuen Ausdruck für ein persönliches Thema finden, das mich aktuell beschäftigt, ohne, dass ich das Thema unbedingt in Worten benennen oder einer anderen Person erklären muss. Das ist dann besonders hilfreich, wenn es schwer fällt über die eigenen Erlebnisse zu sprechen oder geeignete Worte dafür zu finden. Anders als ein Gespräch, ermöglicht die Übersetzung meiner Erlebnisse in künstlerische Prozesse und Produkte ein Nacherleben meiner Erfahrungen durch Aussenstehende. Der künstlerische Ausdruck meiner Erfahrungen kann mir neue Perspektiven ermöglichen, mir helfen, meine Erfahrungen zu kommunizieren und mich persönlich weiterzuentwickeln. In künstlerisch-therapeutischen Prozessen steht also der persönliche Ausdruck im Vordergrund. Es geht nicht darum, ein besonders “schönes Bild” zu malen oder eine besonders “tolle Choreographie” zu entwickeln. Dennoch kann mit dem künstlerischen Werk, das entsteht, weiter gearbeitet werden. Es kann mitgenommen, präsentiert, besprochen, ausgestellt oder aufgeführt werden.
Was macht ihr: Kunst, künstlerische Therapie oder das Malspiel?
Wir widmen uns gleichermassen der Kunst, der künstlerischen Therapie und dem Malspiel und schätzen eine postdisziplinäre Herangehensweise. Das bedeutet: Es geht uns nicht darum, aus welcher Disziplin etwas stammt, sondern um den kreativen Prozess und den Gegenstand selbst. Für uns gibt es kein Entweder-Oder. Kunst, die eigene Spur und künstlerische Therapie fliessen in unserer Arbeit ineinander und sind nicht strikt voneinander zu trennen. In unserer Arbeitsauffassung sind künstlerische und psychische Prozesse miteinander verknüpft. Ein ästhetischer Blick ist uns ebenso wichtig wie die inneren und sozialen Prozesse, die sich dabei entfalten. Manchmal entsteht daraus ein Kunstwerk, das später gezeigt wird – aber nicht immer. Im Malspiel beispielsweise werden die Äusserungen nie einem Publikum gezeigt. Der Schaffensprozess im Malort ist für uns entscheidend. Das Malspiel lässt sich als ein Spiel bezeichnen, das weder der Kunst noch der Therapie im klassischen Sinne zugeordnet wird. Es geht uns darum, diesen ureigenen Prozess als solchen zu würdigen. Kunsttherapie ergänzt die Künste, indem sie gezielt psychische und soziale Prozesse einbezieht. Während Kunst keinen äußeren Zweck erfüllen muss (L’art pour l’art), verfolgt Kunsttherapie ein L’art pour l’autre – eine „Kunst füreinander“. Wir setzen dafür ein, dass alle zu ihrer eignen Äusserung kommen, ihre natürliche Spur entstehen lassen. Und wir stehen für eine Demokratisierung der Künste ein: Kunst soll allen zugänglich sein, unabhängig von Vorerfahrungen oder angeblicher Begabung. Man muss nicht Tanz, Theater, Musik oder Bildende Kunst studiert haben, um sich künstlerisch auszudrücken. Bei kunsthilfheilen fühlt sich Nici besonders der Kunst und einer neuen Betrachtungsweise der Spur im Malspiel verpflichtet, bei der jede Deutung ausgeschlossen wird. Nelson hingegen liegt der Schwerpunkt seiner Arbeit in der Kunsttherapie.
Was macht die Kunst in der Kunsttherapie?
Kunst lässt verschiedene Sichtweisen zu und eröffnet ganz neue. Kunsttherapie ist eine Arbeitsweise, die sich im Medium der Bildenden Kunst bewegt. Gedanken, Gefühle, Schwierigkeiten und Situationen finden im bildnerischen Schaffen Ausdruck. So können sie sich ihren Gedanken, Emotionen und Herausforderungen auf konstruktive Weise nähern. In der Kunsttherapie kommen sie im spielerischen Umgang mit dem eigenen Inneren in Kontakt. Kunst machen bietet Anregung zu neuen, kreativen und lösungsorientierten Denk- und Handlungsweisen und fördert ihre Persönlichkeitsentwicklung.
Unsere Arbeitsweise ist prozessorientiert und geht auf ihre individuellen Bedürfnisse und ihren gestalterischen Verlauf ein. Dabei steht nicht das Ergebnis, sondern das Erschaffen an sich im Mittelpunkt. Eine feste Zielvorgabe, wie das Kunstwerk auszusehen hat, gibt es nicht. Es geht nicht vorrangig darum, „gut malen zu können“ oder künstlerische Techniken zu erlernen, sondern darum, einen authentischen individuellen Ausdruck zu finden und weiter zu entwickeln. Der Gedanke, etwas „falsch“ beziehungsweise „nicht gut“ zu machen hindert uns häufig daran, eigene Ideen umzusetzen. Im wertfreien Rahmen prozessorientierter Arbeit können sie neue, kreative Erfahrungen machen. Dabei kann es auch sein, das wir schlicht nach einem neuen Interesse im Gewöhnlichen und im Alltäglichen suchen.
Die dabei verwendeten bildnerischen Materialien sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Sie reichen von klassischen Medien wie Zeichnung und Malerei über Collage, Plastik, Fotografie, Textil, darstellend-performativen Formen bis hin zu zeitgenössischen Formaten wie Installation und Aktionskunst.
Was bedeutet uns das „Schöne“?
Das Schöne fasziniert, inspiriert und fordert uns heraus. Es ist nicht nur eine Eigenschaft der Dinge, sondern auch eine Frage der Haltung und des Handelns. Die Suche nach dem Schönen ist eine Einladung, unser Leben aktiv zu gestalten – es nicht nur zu leben, sondern es wie ein Kunstwerk zu formen. Dabei ist das Schöne kein fertiges Ziel, sondern ein Prozess, ein Weg, den wir durch Übung und Experiment beschreiten.
So nähern wir uns der Idee des Schönen als einem Ausdruck von ästhetischem Handeln: Wir wollen Kunst leben. Mit dieser Perspektive mündet unsere Praxis in zwei wesentliche Quellen: der Sozialen Plastik nach Joseph Beuys und Michel Foucaults Aufforderung zur „áskesis“ – der Übung, um sich selbst als Gestalter des eigenen Lebens zu entwickeln. Wie beispielsweise über sogenannten Urgebärden, sowie verschiedene Übungen zu Handformen und den Basis-Sinnen.
Was bedeutet sensomotorische Kunsttherapie?
Langsamkeit und Intensität sind zwei wichtige Prinzipien in der sensomotorischen Kunsttherapie. Sie setzt am Gestaltbildungsprozess an, noch bevor eine Gestaltung entsteht. Im Fokus steht das Verknüpfen von Bewegung und sensorischer Wahrnehmung mit deren Rückmeldungen im Körper. Durch die Kopplung positiver Beziehungserfahrungen mit gleichzeitiger Wahrnehmung des Körpers können Affektregulierung und Selbstwert positiv beeinflusst werden. Wird dieser Prozess differenziert begleitet, können erlernte Handlungs- und Beziehungsmuster erkannt und verändert werden.
Dazu gehören Übungen, wie die Methoden Formenzeichnen, das Geführte Zeichnen, die Arbeit am Tonfeld® sowie Impulse aus dem Lösungsorientierten Malen LOM®. Deren gemeinsame Grundlagen, Mittel, Medien und das Gestalten sind am Prinzip „Low Skills, High Sensitivity“ orientiert.
Wann sind künstlerische Therapien nicht geeignet?
Künstlerische Therapien helfen nicht gegen nachgewiesene organisch bedingte Erkrankungen wie beispielsweise Tumorerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Stoffwechselstörungen. In diesem Fall ist es unerlässlich, sich für die Behandlung an ärztliches Fachpersonal zu wenden. Auch bei psychischen Störungen wie Psychosen, Schizophrenie oder manischen Erkrankungen ersetzen künstlerische Therapien keine psychiatrische Behandlung. Eine frühzeitige Abklärung und Behandlung durch Fachärzt:innen für Psychiatrie und Psychotherapie ist hier entscheidend, um Chronifizierungen oder Selbst- und Fremdgefährdungen zu vermeiden. Künstlerische Therapien können jedoch eine wertvolle Unterstützung sein – insbesondere bei der Krankheitsbewältigung und der Akzeptanz von Folgeerscheinungen. Unsere ambulanten kunsttherapeutischen Angebote bieten eine behutsame und professionelle Begleitung, die individuell auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt ist. Unsere Empfehlung: Für eine fundierte Diagnostik und um organische Ursachen auszuschliessen, empfehlen wir grundsätzlich eine erste Abklärung bei Ihrem Haus- oder Facharzt. Gestaltung im therapeutischen Prozess kann erschüttern – bei ‚kunsthilftheilen‘ finden Sie die notwendige sorgsame und professionelle kunsttherapeutische Begleitung.
Was heisst prozessorientiertes Gestalten?
Künstlerische und innere Prozesse sind nicht plan- oder vorhersehbar. Daher ist unsere Arbeitsweise prozessorientiert. Sie geht flexibel auf alles ein, was im Prozess entsteht. Wir können zwar auf eine Ausstellung hin arbeiten; Dabei steht aber nicht das “Produkt” Ausstellung, sondern das Erschaffen an sich im Mittelpunkt. Konkret heisst das, dass wir keine feste Zielvorgabe haben, wie diese Ausstellung auszusehen hat, sondern diese mit allen Kollaborateur:innen gemeinsam und gleichberechtigt entwickeln.
Was heisst partizipative Arbeit?
Partizipation bedeutet Mitbestimmung. Wir arbeiten partizipativ, d. h. alle Kollaborateur:innen haben ein gleichwertiges Mitspracherecht. Wir versuchen Hierarchien, Rangordnungen oder Machtgefälle zwischen den Beteiligten zu vermeiden. Die Meinung und Erfahrung einer:eines Betroffenen zählt genauso viel, wie die Meinung oder Erfahrung eines:einer Künstler:in oder Künstlerischen Therapeut:in. Als Kernteam von kunsthilftheilen kümmern wir uns um das Organisatorische. In der künstlerischen Arbeit und bei Ausstellungen gibt es keine Vorgaben. Wir wollen dem Raum geben, was sich zwischen Kollaborateur:innen und in den künstlerischen Medien entwickelt. Wie schon erwähnt, wollen wir Künste allen zugänglich machen. Vorerfahrung oder sogenannte Begabung sind nicht erforderlich um an den Projekten von kunsthilftheilen mitzugestalten.
Was ist das Malspiel und was ist der Malort?
Das Malspiel ist eine freie, ungestörte Form des Malens, die weder Techniken vermittelt noch Wertungen zulässt. Es dient der Freude an der eigenen Spur und wird in einem besonderen Raum, dem Malort, ausgeübt. Am Donnerstag Nachmittag und Abend wird bei uns das Atelier im Badhaus zum Malort, welches eine einzigartige Atmosphäre schafft. Tageslichtähnliche Lampen beleuchten die Farben farbecht, und das hochwertige Material – wie deckende Gouachefarben und feine Pinsel – weckt Lust, kreativ tätig zu sein. Hier können Menschen jeden Alters, ab etwa 5 Jahren, gemeinsam malen, ohne sich zu vergleichen. Während des Malspiels sprechen wir nicht über die Bilder, damit ein unbefangenes, spielerisches Gestalten möglich bleibt. Die entstandenen Werke bleiben im Malort, sicher verwahrt, und werden nicht kommentiert. Das Malspiel lädt dazu ein, den inneren Ausdruck ohne Bewertung oder Druck zu erleben – ein Ort, an dem Kreativität und Entspannung Hand in Hand gehen.
Wie melde ich mich für den Malort, Kunsttherapie oder Lehrtherapie an?
Sie können direkt online ihren Termin buchen, telefonisch, über unser Kontaktformular oder direkt per E-Mail anmelden.
Was ist, wenn ich einen Termin verschieben oder absagen muss?
Bis 48 Stunden vorher ist ihre Absage im Verhinderungsfall kostenfrei möglich. Bei kurzfristigen Absagen bemühen wir uns, die freie Zeit anderen Klienten anzubieten. Gelingt dies nicht, verrechnen wir eine Pauschale von 90 sFr (muss privat bezahlt werden). Bei Nichterscheinen ohne Abmeldung wird der volle Tarif privat verrechnet.
Übernimmt die Krankenkasse die Therapiekosten?
Viele Krankenkassen bzw. Versicherungen (Kostenträger) leisten Beiträge an nichtärztlicher Kunsttherapie. Fragen Sie bei Ihrer Kostenträgerin über deren Beitrag an Kunsttherapie nach und informieren Sie sich über die OdA ARTECURA. Meist ist eine Zuweisung mit Verordnungsformular durch eine Ärztin oder einen Arzt erforderlich. Nutzen Sie dafür folgendes Formular. Falls Sie unsicher sind, ob Ihre Kostenträgerin einen Teil der Behandlungskosten erstattet, empfehlen wir Ihnen, direkt mit Ihr Kontakt aufzunehmen. Bitte klären Sie im Voraus, ob die gewählte Behandlungsmethode abgedeckt ist. Jede Kostenträgerin erstattet nur Behandlungen gemäss ihres Leistungskatalogs. Die Rechnungsstellung mit einem Rückerstattungsbeleg erfolgt am Monatsende, sodass Sie die Erstattung bei Ihrer Kostenträgerin beantragen können. Nelson ist bei den Zusatzversicherungen unter folgenden Nummern hinterlegt: ZSR-Nr. I226063, EMR-Nr. 41598, ASCA-ID 100792, EGK-Nr. 50813. Bei Rückfragen können Sie diese Nummern bei ihrer Kostenträgerin angeben.
Mit welchen Materialien wird im Atelier bei euch gearbeitet?
In unserem Atelier ist eine Vielfalt an Materialien und Farben vorhanden. Sie können mit hochwertige Öl- und Pastellkreiden, Aquarell-, Gouache-, Acrylfarben oder Kohle arbeiten. Foto- und Bildbearbeitung kann analog, wie digital zum Einsatz kommen. Es kann mit Tonerde, Kaschierpapier und vielen weiteren Materialien plastisch gearbeitet werden.
Ich kann nicht malen. Soll ich trotzdem kommen?
Sehr gern! Sie brauchen keinerlei Vorkenntnisse. Wir habe Erfahrung darin, Menschen an Kunst und Kunsttherapie heranzuführen. „Come as you are“ (Kurt Cobain)
Sprechen wir über meine Arbeiten und Werke?
Als Künstler und Kunsttherapeuten unterstützen wir Entstehungsprozess, Werk und Gestaltende individuell. Gerne nehmen wir uns die Zeit für ein Gespräch, wo nach Wunsch und Bedürfnis, über das Erlebte nachgedacht, Gedanken und Empfindungen mitgeteilt werden können.
Das Atelier von kunsthilfheilen im Badhaus soll ein Orte sein, wo Fantasie und Kreativität erlebt werden können. Nur dem eigenen Thema und Rhythmus verpflichtet schöpfen Sie aus dem breiten Spektrum kreativer Materialien und Techniken.
Quelle: https://www.kunsthochzwei.com/pop-up-institut/ Herzlichen Dank an Kerstin Schoch für die freundliche Genehmigung zur Anregung und Nutzung von Teilen ihrer FAQs